„Eine besonders oft gestellte Frage: Haben Sie nichts Besseres zu tun? Diese möchte ich auf drei Ebenen beantworten: Alltagspraktisch, die Lage der Welt betrachtend und medientheoretisch.“
Im Februar 2019 wurde ich als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gefragt, wie ich zu einer Umbenennung des Hindenburgdammes stünde, der Sylt mit dem Festland verbindet. Hintergrund waren Umbenennungen einer Straße in Kiel (2014) und eines Platzes in Lübeck (2018). Meine Antwort war, dass ich entsprechende Initiativen der Menschen vor Ort unterstützen würde. Mein Argument in Kürze: Namensgebungen und Ehrenbürgerschaften sollen Menschen ehren und nicht an ihre Untaten erinnern. Hindenburg war ein Wegbereiter des NS-Regimes. Man darf darüber streiten, ob man ihn noch ehren möchte. Es folgte eine bundesweite Berichterstattung, Bild und Spiegel berichteten, tausende Menschen äußerten sich in den sozialen Netzwerken, mich erreichten so viele Zuschriften wie noch nie.
Eine besonders oft gestellte Frage: Haben Sie nichts Besseres zu tun? Diese möchte ich auf drei Ebenen beantworten: Alltagspraktisch, die Lage der Welt betrachtend und medientheoretisch.
1. Alltagspraktisch
Wenn mich eine Presseanfrage zu meinem Zuständigkeitsbereich erreicht, antworte ich darauf. Das ist Teil meines Jobs als Landtagsabgeordneter. Insofern: Nein, ich habe nichts Besseres zu tun als meinen Job.
2. Die Lage der Welt betrachtend
Ehrlicherweise sind die meisten Themen, die in einem Landesparlament bearbeitet werden, nicht unmittelbar dazu geeignet, das Weltgeschehen insgesamt zu beeinflussen. Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht schauen: Der Hunger auf der Welt wird nicht besiegt, es gibt immer noch Kriege, viele Menschen leben unter der Herrschaft schrecklicher Despoten, völlig unabhängig davon, welche Beschlüsse der schleswig-holsteinische Landtag fasst oder wozu Landtagsabgeordnete sich äußern. Trotzdem ist unsere Aufgabe wichtig, denn wir wollen unser Bundesland so gut es geht gestalten.
3. Medientheoretisch
Natürlich habe ich in nunmehr neun Jahren Landtag viele Themen bearbeitet, die ich für wesentlich wichtiger halte als den Namen eines Dammes. Wir haben in Schleswig-Holstein das dreigliedrige Schulsystem überwunden, Schulassistenten an die Grundschulen gebracht und die Versorgung der Schulen mit Lehrkräften transparent gemacht, um nur drei Beispiele aus meinem Hauptarbeitsfeld zu nennen. Die Bild hat darüber nicht berichtet, und mein einziges Spiegel-Zitat bis heute (als „SPD-Abgeordneter“) konnte ich im Heft nachlesen, als der heutige Ministerpräsident Daniel Günther eine Schweinefleischpflicht in Kantinen forderte und ich das, vorsichtig formuliert, ablehnte.
Fazit:
Wovon die Nation erfährt, spiegelt nicht unbedingt meine Arbeit wieder, sondern auch die der Medien. Und die werden nicht zuletzt gesteuert durch: die Nachfrage der Nation.
Wird fortgesetzt auf www.martinhabersaat.de unter der Rubrik „Einwurf“.